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Warum man sich nicht immer nur mit Neuem beschäftigen muss

Es ist seid langer Zeit ein Abend, an dem ich meinen Gedanken nachhänge und in alten Sachen stöbere. Bezogen auf mein Onlineleben schaue ich mir meine alten Blogs an und finde die ein oder ander Perle wieder.

Und was mir am meisten auffällt. Am lesenswertesten sind jene Gedanken, die zwar einen aktuellen Ursprung haben, bei denen das Grundproblem aber generischer Natur ist. Zum Beispiel die veränderten Zielsetzungen oder Spielregeln in der Poltitik. Ein über die Jahre hinweg allmählich verschobener Fokus, gefolgt von veränderten Verhaltensweisen. Die Folge: Politik- und Politikerverdrossenheit, das Gefühl als Wähler nicht mehr ernst genommen zu werden und das viel gefährlichere Gefühl nicht mehr im Fokus des Interesses zu stehen.

Ein Beispiel gefälligst?

Nachzulesen hier!

Erschreckend wie aktuell das noch ist, vor allem wenn man das Thema abstrahiert. Hier geht es ja nicht um Koalitionen, sondern um Interessenvertretung.

Sargnägel der Demokratie

Als einen Sargnagel der Demokratie, so lies uns es die Presse wissen, hatte Norbert Lammert die Vorgänge um die Dissertation des ehemaligen Verteidigungsministers Freiherr von und zu Guttenberg genannt. Damit meinte er aber mitnichten die unredliche Art und Weise, in der besagter Freiherr sich seine Dissertation erschlich. Und in der Tat ist dies nach einigem Nachdenken kein Skandal, nicht einmal ein Skandälchen. Es ist der hilflose Versuch etwas sein zu wollen, was man nicht ist, was man nie sein wird und zu dem jede ernsthafte Befähigung fehlt. Aber das ist gewissermaßen Schnee von gestern und erst im nächsten Winter wieder aktuell.

Was Norbert Lammert so beschäftigte, waren die so genannten "Begleitumstände". Der völlig missglückte Versuch des Freiherrn sich aus der Affäre zu ziehen ist dabei in meinen Augen nur der geringste Aspekt. Was soll er auch tun, der arme Tor? Auf frischer Tat beim Süßigkeiten naschen ertappt, sagt der Kleine Übergewichtige "Ich war's nicht". "Natürlich nicht" sagt die Mutter und verhängt Hausarrest.

Der eigentliche Skandal um den Freiherrn von und zu Guttenberg ist es, das sich eine gesamte politische Front nicht entblödete, die Bevölkerung für dumm zu verkaufen. All die Unterstützungsbekundungen mit ihren mehr als zweifelhaften Rechtfertigungen haben dem denkenden Menschen eindrucksvoll vor Augen geführt, das in Deutschland mit zweierlei Maß gemessen wird. Und schlimmer noch: das dies nicht aus ehrenhaften Motiven geschieht.

Ich möchte das auch gar nicht allzu breit ausschlachten. Die gesamte Affäre Guttenberg ist bestens und ohne digitalen Radiergummi im Gedächtnis des Internets archiviert und jeder der möchte, kann sich sein eigenes Bild von einer armselig agierenden Kanzlerin, einer lavierenden FDP, einer ohnmächtig-sehnsuchtsvollen CSU und einer völlig überforderten Opposition machen.

Allerdings sollte man die Befürchtung des Herrn Lammert, sollte man den Gedanken an einen Sargnagel der Demokratie noch nicht beiseite legen. Denn  die gleichen Menschen, die diesen Sargnagel nicht nur geschmiedet und mit aller Wucht ins Holz getrieben haben, haben möglicherweise nichts dazu gelernt.
Das was in den vergangenen Tagen unter dem Eindruck der schweren Naturkatastrophe in Japan geschehen ist, lässt mich fassungslos staunen. Eine Regierung, die bis an die Zähne bewaffnet einem Volk eine Verlängerung der Laufzeiten von alten Atommeilern in Deutschland aufgezwungen hat, flüchtet sich nun aus wahlkampftaktischen Gründen in die Arme der AKW-Gegner. Der waidwunde Mappus ist im Bild, als die Kanzlerin die Schliessung alter Meiler verkündet.

Das Verhalten der Regierungsparteien ist durchschaubar und legt eine Vermutung nahe. Die Kommentare in der Presse weisen hierzu den Weg. Es wird Wahlkampf betrieben.

Aber sollte sich dieses Vorgehen tatsächlich lediglich als Wahlkampf erweisen, sollte die Verlängerung der Laufzeiten nicht endgültig zurückgenommen werden, sollte sich das jetzige Verhalten als purer Stimmenfang und Volksveräppelung erweisen, dann stehen den ehemaligen Verfechtern der Atomenergie schwere Zeiten ins Haus.

Die Nägel für ihren Sarg haben sie dann selbst geschmiedet. Einschlagen werden sie Andere.


Eine Fußnote zur Fußnotendebatte

 *Ausführlich und ausufernd wird die Causa Guttenberg diskutiert und allenthalben fragt man sich:

"Wie kann das sein, das die Beliebtheitswerte steigen, obschon der Gaukler überführt ist?"

Einen kleinen Erklärungsbeitrag liefert vielleicht der Begriff der Fußnote. Wer kennt ihn nicht, den Spruch von "der Fußnote der Geschichte". Was uns sagen möchte: Nicht wichtig! Im Moment stark übertrieben aber nicht überlebensfähig in der Wahrnehmung. Und schon gar nicht von Dauer. Eine Fußnote eben.

Doch in der akademischen Auseinandersetzung ist die Fußnote oftmals das essentielle. Nicht wegen des korrekten Zitierens. Sondern wegen des ausborgens von Kompetenz und Integrität. Sie soll unangreifbar machen, da der Gedanke eben nicht selbst ausgedacht wurde. Sondern bereits einmal gedacht und damit Tatsache ist. Und unwiderlegbar.

Und so ganz anders der Sinn im alltäglichen Sprachgebrauch. Die Fußnote ist eben der Beweis, das es nicht wichtig ist. Nicht erwähnenswert. Weniger als eine Randnotiz, die wenigstens noch auf Augenhöhe steht. Und nicht unten drunter, häufig noch getrennt durch eine Linie. Abgesondert vom Text, jenseits der Demarkationslinie.

Und wie geschickt nun ind der Causa Guttenberg, die Debatte als Fußnotendebatte zu geißeln. Sie unter die Linie zu verbannen. Unter die Gürtellinie, wie die Unterstützer des Freiherrn rufen. Und so wird die Verfehlung, die eben nicht in der Fußnote besteht, sondern im unrechtmäßigen Gebrauch fremden geistigen Eigentums, degradiert, verharmlost und gleichsam aufgelöst. Der geistige Diebstahl verkehrt sich zur Anklage gegen die Entdecker. Hetzjagd! Kampagne!

So wird bagatellisiert. Und der Gegenstand der Betrachtung gerät zunehmend in den Hintergrund, wird zur Fußnote, nicht einmal zur Randnotiz.

Worum ging es gleich nochmal?

Um Antwort wird gebeten.

Der Fall Guttenberg

Shootingstar, Lieblingspolitiker, neuer Typus - die Liste an Lobhudeleien und positiven Zuschreibungen ist lang. Eloquent und Charmant, Geradlinig und ehrlich, unbeugsam und aufrichtig. Attribute die jeder gerne auf sich vereinigt sähe, bei anderen aber gerade im Politikbetrieb misstrauisch machen. Kann jemand so sein? Gibt es ihn noch, diesen besonderen Typ von Politiker?

Offensichtlich sind die Kritiker aus dem Politikbetrieb anderer Auffassung.
Was bei genauerer Betrachtung ein übles Licht auf unsere Politiker wirft. Sie kennen sich aus in den Schaltzentralen der Macht und wissen aus eigener Anschauung was man tun muss um es so weit zu bringen. Übel das da einer ist, bei dem es dann doch so anders aussieht. Also was tun?

Während die Anhänger den Freiherren jubelnd bejahen, erstarren die mißtrauischen in katatonischer Starre. Und reflexhaft versucht man jede vermeintliche Schwäche in der Öffentlichkeit auszuschlachten. Doch der Freiherr zeigt sich unangreifbar. Jede Kritik perlt an ihm ab. Jeder Versuch ihn anzugreifen macht ihn stärker, schart seine Anhänger immer enger um ihn. Und umso verzeweiflter werden die Gegner, die Kritiker.

Und nun endlich eine Gelegenheit. Die Plagiatsvorwürfe. Der Beweis: Der Freiherr war so frei sich so zu geben wie er nicht ist.
Ehrlich - Nein!
Aufrichtig - auch nicht.
Ein Blender - Ja!

Guttenberg ist Thema. Nicht erst seit dem Auftauchen der Plagiatsvorwürfe. Er steht in der Öffentlichkeit und im Zentrum der Berichterstattung wie kaum ein anderer deutscher Politiker. Und er selbst stellt sich genau dort hin, wie sein Besuch in Afghanistan in Begleitung seiner Frau eindrücklich beweist.

Auf dieser Klaviatur versteht es der Verteidígungsminister vorzüglich zu spielen. Seine Karriere ein einziges, wohl nuanciertes Konzert. Doch das Stück wurde zu lang. Die Konzentration lässt nach und er hat es nicht gemerkt. Der Pianist hat sich verspielt. In die überirdisch schöne Musik schlichen sich die ersten Mißtöne. Souverän spielte er darüber hinweg, aber die Harmonie war gestört. Doch der Profi spielte weiter, denn die Zuhörer waren im Saal und voller Erwartung. Virtuos flogen die Finger über die Tasten, aber immer häufiger verspielt er sich. Die Fans halten es für eine gelungene Interpretation des Stückes, die anderen werden immer hellhöriger. Jemand steht auf und schaut auf das Notenblatt. Was er dort sieht, ist nicht das was der Minister spielt. Es ist ein anderes Stück. Der Zuhörer fühlt sich getäuscht, verlässt empört den Saal. Einige folgen ihm, andere bleiben sitzen.

Das Konzert ist noch nicht zu Ende. Aber das Klavier ist verstimmt. Ich mag nicht mehr zuhören, es tut mir in den Ohren weh. Aufhören! Denke ich. Aber er spielt weiter.

Da verlasse ich den Saal.



#mynonpartypresident

Ich habe die Schnauze ziemlich voll von dem was ich in der Presse lese bezüglich der Nachfolge unseres Bundespräsidenten.Ich plädiere ganz eindeutig für einen (Partei-) unabhängigen Kandidaten und fordere einen #mynonpartypresident. Völker des Netzes vereinigt Euch ;-)