Nur mit Kopfschütteln kann ich auf Frau von der Leyen reagieren, wenn sie nach wie vor Pflichtvorsorgeuntersuchungen für Kinder ablehnt. Die gute Frau kapiert es einfach nicht und beharrt auf Ihrer Idee der freiwilligen Teilnahme an Ihrem Frühwarnsystem.
Gute Frau von der Leyen: Man kann das Eine tun und muß deshalb das Andere nicht lassen! Kapiert?
Hier gibt es keine Konkurrenzsituation zwischen beiden Ideen, es sei denn, man macht aus poltischem Kalkül eine daraus. Das geschieht dann allerdings wieder auf dem Rücken der Kinder!
Die Einführung der verpflichtenden Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen macht sogar doppelt Sinn. Erstens lässt sich das schnell und einfach realisieren. Und Zweitens sind diese Untersuchungen ohnehin sinnvoll. Nämlich nicht nur für Kinder aus prekären Situationen, sondern auch für Kinder aus Familien, in denen soweit alles in Ordnung ist, man die Untersuchungen vielleicht aber doch einmal unter den Tisch fallen lässt. Die Teilnahme an diesen Vorsorgeuntersuchungen wird ohnehin allenthalben empfohlen. Also machen wir jetzt eine Pflicht draus. Das ist undramatisch, tut niemandem weh, hat niemand was dagegen, kostet keine Wählerstimmen. Wo ist das Problem???
Ich sagte bereits, das ich mir durch die Unterschichtendebatte eine fruchtbare, gesellschaftskritische Diskussion wünsche. Nun, z.T. ist das eingetreten. Täglich lese ich kluge Artikel von klugen Menschen.Einen davon möchte ich gerne zum Lesen weiterempfehlen:
Anscheinend gibt es in Deutschland doch noch kluge Köpfe, die zugleich mit Ihrer Kritik einen Hauch einer besseren Gesellschaft verwehen. Wenn es doch aber so kluge Einsichten gibt, wo sind die klugen Menschen, die das Zepter in die Hand nehmen und Veränderungen bewirken. Da sehe ich leider noch nichts Neues!Mein Wunsch ist es, diese Diskussion am Leben zu erhalten. Und mein Wunsch ist es, das viele Menschen mitdiskutieren, denn das Thema hat Potential, wie ich finde.
Nachdem ich mich un schon zweimal (http://blogoli.blog.volksfreund.de/p193.html und hier) zum derzeitvorherrschenden Medienthema geäußert habe, finde ich heute einen wirklich lesenswerten Artikel auf SpOn, der einige Aspekte der laufenden Diskussion sehr zutreffend beschreibt.Besonders der Schlußabsatz spricht mir aus der Seele, indem es dort heißt:
Gestern eröffnete ich den bunten Reigen um die Unterschichtendiskussion.Heute zogen neben der Presse auch die Blogger der Volksfreund-Blogosphäre nach.
Und die Diskussion in der Blogosphäre ist damit sicherlich noch nicht vorbei.Gestern schrieb ich, die Parteien würden die bevorstehende Diskussion sicher nicht zum Nutzen derer führen, die sich da abgehängt und benachteiligt fühlen. Sich nicht nur so fühlen, sondern es auch sind.Heute gab es dann auch auf tagesschau.de, SpiegelOnline und in der Netzeitung zahlreiche Beiträge zur Unterschichtendiskussion. Und siehe da, meine Befürchtungen beginnen bereits sich zu bewahrheiten. Diese Unterschichtenproblematik sei nicht neu, sagt der Eine. Alles nur eine Frage der Bildung, sagt ein Anderer. Und ein weiterer findet, man sollte dem Kind einen ganz anderen Namen geben, das wirke sonst so ausgrenzend. Diese Äußerungen sind zum Teil so platt, so dumm und so an der Sache vorbei, das man es nicht glauben mag.Die wenigen, die zumindest ansatzweise die Politik der vergangenen Jahre als Grund für diese Entwicklung in Erwägung ziehen, müssen achtgeben, nicht als Nestbeschmutzer des Feldes verwiesen zu werden.Bisher lässt sich nur eines erkennen. Eine Diskussion, die gerade erst beginnen will, von der nur die ersten Fakten das Tageslicht erahnten, soll durch Abstraktion bei gleichzeitiger Verzettelung in Details wieder in die dunklen Aktenschränke verstaubter Archive geschoben werden. Ab und zu kann man dann nach Belieben das ein oder andere Zitat anklingen lassen, um z.B. passend zur Abstimmung über die Mindestlöhne kurz das soziale Restgewissen der politischen Entscheidungsträger zu erregen.Tatsache ist aber, das es in Deutschland eine bisher nicht geahnte Zahl an Menschen gibt, die für sich keine Teilhabe an der Gesellschaft mehr sehen und auch nicht glauben, das sich das jemals wieder ändern könnte. Das ist das Dramatische an den Erkenntnissen der Millieustudie aus der Friedrich Ebert Stiftung.Diese Menschen haben das verloren, was ein menschenwürdiges Leben erst ermöglicht. Das Vertrauen in Andere. Und zuletzt das Vertrauen in sich selbst.Wer, wie unsere Politiker in der Kritik steht, das Vertrauen der Menschen in die Politik und in den Staat nachhaltig gestört zu haben und nun aus den Erkenntnissen der Millieustudie eine Wirtschafts- und Bildungsdebatte machen möchte, wird zum Brandredner gegen die benachteiligten Menschen dieser Gesellschaft. Was unser Land braucht ist eine neue Ethik, in der das gemeinsame Wohl, der gemeinsame Fortschritt und der Dienst am Anderen im Vordergrund stehen.Und damit mir keiner kommt, er hätte das Alles nicht gewußt, verweise ich auf einen Blogeintrag aus dem Beginn meiner Blogger-Karriere. Hier.