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Den Boten zu töten hilft nicht

Man muss keine klassische humanistische Ausbildung genossen haben um die Geschichte zu kennen, in der der Bote einer schlechten Nachricht getötet wurde (nein – hier keine Details, keine Wiederholung).

Und es dürfte kaum jemanden geben, der die Quintessenz dieser Erzählung nicht kennt und nicht versteht: Wenn wir den Überbringer einer schlechten Nachricht töten, dann macht das die schlechte Nachricht nicht obsolet, den Gegenstand der Nachricht nicht ungeschehen.
Es ist ein reiner Verdrängungsmechanismus, der an der Unausweichlichkeit dessen, was der Kern der Botschaft ist, nichts ändert.

In ebensolchen Zeiten leben wir derzeit. Und die schlechten Nachrichten sind Legion, sind vielschichtig, sind global, sind überall. Das Leben das wir leben nähert sich in dieser Form dem Ende zu. Unsere Gesellschaften sind bedroht, die Natur ist bedroht, unser Fortbestand uns unsere Zukunft sind ungewiss. Gewiss ist allerdings, so wie bisher wird es nicht weitergehen.

Nun ist es augenscheinlich aber so: das ein oder andere Symptom haben wir zur Kenntnis genommen und überlegen uns, wie wir darauf eingehen, wie wir damit umgehen. Das dahinter liegende Konzept ist aber: Was können wir (dagegen) tun, damit alles so bleibt wie es ist. Ein grundlegender Fehler, denn augenscheinlich wird angesichts vielsagender Fakten wohl kaum etwas so bleiben können, wie es bisher ist.
Bisher akzeptieren wir es einfach nicht, dass alle Umstände, alle Fakten, alle Erkenntnisse nach fundamentalen Veränderungen rufen. Wir ignorieren es und mehr noch, wir bekämpfen diese Erkenntnis bis auf’s Messer. Indem wir den Boten töten.

Nein – noch wurde kein Leben ausgelöscht, niemand erschossen, niemand an die Wand gestellt. Aber der Tonfall in der Öffentlichkeit lässt diesen Wunsch erahnen:
Lasst uns die Boten töten, dann können wir die Nachricht ignorieren, der Wahrheit aus dem Weg gehen und weiter machen wie bisher. Kein Bote . keine Nachricht. Das ist ein simpler Wunsch nach einer simplen Wahrheit, die keine ist.
Denn es ist eine weitere Lüge – eine Flucht vor der Realität, eine Leugnung der unumstößlichen Tatsache, dass unser Lebensmodell in der jetzigen Form gescheitert ist und ein jeder von uns seinen Teil der Verantwortung dafür trägt. Es sind unbequeme Wahrheiten – aber es sind Wahrheiten.

Nun gibt es diverse Boten, die uns diese Nachrichten überbringen: es ist die Wissenschaft, es sind Teile der Zivilgesellschaft, teile der Politik – und es sind die Aktivisten der Letzten Generation die uns unnachgiebig und hartnäckig den Spiegel vor das Gesicht halten und einfach nicht damit aufhören wollen. Trotz alle Konsequenzen für Ihr Handeln geben sie nicht auf, haben keine Angst und kämpfen: für eine Zukunft für Alle, auch für eine Zukunft ihrer Kritiker.
Sie werden beschimpft, verleumdet, an einen Pranger gestellt. Sie werden als Klimaterrorosten betitelt, als Klima-RAF, als Kulturzerstörer und neuerdings quasi als Mörder.

Keiner dieser Vorwürfe ist gerechtfertigt, keiner dieser Vorwürfe stimmt. Sie sind Boten einer Wahrheit, die Vielen nicht gefällt, die Viele Leugnen möchten, umso mehr, je mehr sie Verantwortung tragen für den schlechten Zustand unserer Welt.

Daher – um es einmal klar und deutlich zu sagen: diese jungen Menschen der Letzten Generation sind nichts von dem, was man Ihnen so laut und brutal vorwirft. Im Gegenteil sind sie diejenigen, die sich für eine Zukunft einsetzen von uns allen. Eine Zukunft auch derer, von denen sie nun auf das heftigste beschimpft werden.

Das Ende der (a)sozialen Netzwerke

Gefühlt bin ich Internetnutzer der ersten Stunde. Angefangen mit einem 15.6er Modem und einer AOL-CD fanden meine ersten Gehversuche im Internet sozusagen im begleiteten Browsen statt innerhalb der AOL-Software. Schnell emanzipierte ich mich davon und ebenso schnell lernte ich HTML und gestaltete eine erste Website. Ich war immer interessiert an neuen Entwicklungen und so stand irgendwann auch ein eigene Blog auf dem Fahrplan.
Ich habe alle sozialen Netzwerke getestet, bei manchen blieb ich, andere starben in der Liste meiner Lesezeichen. Auch heute noch bin ich interessiert, probiere gerne herum, installiere Software, schmeisse sie wieder weg, melde mich irgendwo an und lösche mich wieder.
Ich finde das einfach spannend.

Lange begleiten mich nun mein Blog und mein Twitter-Account und länger auch schon Mastodon. An Twitter verliere ich den Spaß (warum denn nur?) und bei Mastodon lässt der Spaß noch auf sich warten (obwohl es nett ist und ein wenig wie das alte Twitter).

Für mich war Twitter und auch andere “soziale” Netzwerke in erste Linie immer wieder eine Linkliste, in der mir so viele Sachen unter die Nase gerieben wurden, die ich ansonsten nie gesehen/gelesen hätte. Ein echter Informationsbooster und Horizonterweiterer. Schön, dass man ein wenig kommentieren konnte, ein wenig Austausch hatte, aber diese Interaktion war für mich nie der primäre Antrieb, die sozialen Netzwerke zu nutzen.

Nun ist das alles sehr gestört und ich schaue mich wieder mehr in diversen Blogs um und denke darüber nach, meinen eigenen Blog wieder häufiger mit flüchtigen Gedanken zu füllen. So wie gerade jetzt – einfach spontan und ohne Plan, nur um gerade etwas auszuprobieren (einen neuen Blogeditor .-))

Und im Grunde würde ich tatsächlich gerne etwas machen, dass ich immer schon wollte – Blogeinträge planen, schreiben und dann veröffentlichen. Ich trage Textideen mit mir rum, die sind gleich schon zwanzig Jahre alt und wollen dann eventuell doch einmal geschrieben werden.
Und dann gibt es da fertige Texte die sind ebenfalls zwanzig Jahre alt und auf Papier geschrieben, die wollen vielleicht dann doch irgendwann gelesen werden.

Ich gehe mit diesen Gedanken noch ein wenig schwanger und wir werden sehen. Aber egal wie es ausgeht – dieser Blog hier bleibt – alleine schon für mich selbst zum Blättern und stöbern und dafür, dass ich ab und an mal zeige, dass ich noch lebe.