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Lesestoff

In meiner Jugend habe ich einige wenige Krimis von Agatha Christie gelesen, ein paar Sherlock Holmes Ausgaben und einige wenige Krimis, die sich im Bücherregal meiner Mutter befanden., danach hatte sich irgendwann das Thema Krimi für mich erledigt. Und das lag daran, dass ich Krimi für sehr leicht durchschaubar halte. Es werden irgendwie nur wenige Strickmuster angewandt, man tauscht die Personen und die Orte, hat gerne einen irgendwie eigenwilligen Ermittler, verrührt das Ganze und hat seinen Krimi fertig. Auch im Film sind das nicht meine bevorzugten Geschichten, denn es langweilt mich, in der Regel nach wenigen Dialogen den Mörder zu kennen. Also waren Krimis für mich lange Zeit als Buch Tabu.

Nachdem ich mir vor etwas mehr als zwei Jahren aber einen ebook-Reader angeschafft habe, bin ich wieder zum Bücherfresser geworden. Ich habe in diesen zwei Jahren Unmengen an eBooks verschlungen und durch das Lesen auf dem Reader angeregt noch einmal das doppelte an gedruckten Büchern. Ich habe in diesen zwei Jahren als eBook-Besitzer ca. 200 Bücher gelesen. Das ist einerseits beachtlich, andererseits ist es gemessen an meinem jugendlichen Lesewahn eher unterdurchschnittlich. Lange Jahre hatte ich kaum noch gelesen und dachte dann, so ein eBook-Reader könnte eine bequeme Alternative sein, um mir das Lesen wieder etwas leichter zu machen und so war es auch.

Leichter wird es unter anderem durch ein recht umfangreiches Angebot an kostenloser Literatur und durch das bequeme Kaufen mit so einem eBook-Reader. Da er Online angebunden ist, brauche ich weder Buchladen noch muss ich den Computer einschalten, Das Gerät und mein WLAN reichen völlig aus. So habe ich Bücher meiner Kindheit wiedergelesen (Alles von Jules Verne), habe Literatur gelesen, die schon immer auf meiner Liste stand (Charles Dickens), habe Autoren weiter gelesen die ich immer mal wieder lese (Balzac) und habe auch mit Büchern experimentiert, die ich eigentlich nie lese (Krimis). Womit ich wieder am Angang (siehe Bild) bin.

Eine ganze Menge der kostenlosen Literatur für eBook Reader besteht nun in selbstverlegten Büchern. Autoren und solche die es werden wollen können auf den entsprechenden Plattformen im Internet sehr leicht ihre eigenen Konvolute veröffentlichen. Da ist sehr viel schlechte Literatur dabei aber ich habe für mich persönlich da auch ein paar Perlen entdeckt. Und zwar ausgerechnet Krimis. Diese sind, ganz meinen Vorurteilen gemäß in der Regel sehr durchschaubar und nach dem üblichen Strickmuster geschrieben. Was aber einige dieser Krimis für mich wirklich ansprechend macht ist der Umstand, das man dort viele Exemplare sogenannter Regionalkrimis findet. Diese zeichnen sich dadurch aus, das die Autoren ihre Krimis in ihrem persönlichen Umfeld spielen lassen. Das hat zur Folge, das die beschriebenen Orte und Personen oft sehr plastisch und anschaulich geschildert werden und das die Eigenarten der handelnden Personen ebenfalls in der Regel die Mentalität und die Eigenheiten der Menschen dieser Region wiedergeben. Das hat sich für mich als dann doch recht abwechslungsreich und auch unterhaltsam erwiesen. So habe ich inzwischen Krimis aus Frankfurt, vom Niederrhein, aus Düsseldorf, Bayern oder dem Schwabenland gelesen und darin einen prima Zeitvertreib und nette Unterhaltung gefunden. Und neben Jacques Berndorf und seinen Eifelkrimis die ich schätze, weil ich eben auch ein Eifelkind bin, habe ich etwas über andere, ebenso eigenwillige Menschenschläge in anderen Regionen gelernt. Diese Regionalkrimis haben mir gezeigt, warum das Genre Krimi dann letztendlich doch so erfolgreich ist: Es ist jene Art von Literatur, die man leicht und mit Spaß konsumieren kann. Die man nicht mit “literarischen” oder Bildungsansprüchen befrachtet und die man nach einem langen Arbeitstag zum Abschalten lesen kann ohne sich anstrengen zu müssen. Und gerade die vielen Regionalkrimis sind dazu Bestens geeignet, ist bei diesen doch der Unterhaltungswert und oft auch eine Portion Humor am Größten. Wer also Lust auf solche Krimis hat, kann mit seinem eBook-Reader leicht fündig werden. Oft kostenlos aber in der Regel für ganz kleines Geld, das sich die Autoren für die nette Unterhaltung, die sie liefern redlich verdient haben.

Und wer jetzt Lust hat, dem seien die Mutter-Grimm-Krimis von Erwin Kohl empfohlen, den wir bei unserem Wochenende im Krimi-Hotel in Hillesheim kenngelernt haben und der mit diesen Krimis eine niederrheinische Version der Miss Marple geschaffen hat, die mit viel Humor und einigem Sprachwitz eine prima Unterhaltung für Zwischendurch ist.

Der Junge, der so sein wollte wie Gott

Heute Abend. K1(11) geht zum Computer und fängt unvermittelt an zu tippen und hört nicht mehr auf.
Dann rauscht der Drucker und er drückt uns folgendes in die Hand.
Wir sind stolze Eltern und haben uns sehr gefreut. 
Hier die unredigierte Fassung, er will da auch nicht mehr ran und einige Rechtschreibfehler kennt er zwar, findet sie aber nicht wichtig:

Der Junge, der so sein wollte wie Gott

Es war einmal ein Junge. Der Junge wollte von seinem Vater ein Buch vorgelesen Bekommen. Also las der Vater dem Jungen aus der Bibel vor. Der Junge war so Fasziniert von Gott und seinen Taten, dass er sich sagte: „Ich will so sein wie Gott!“ Von da an versuchte er überall Gutes zu tun. Als sein Vater dann fragte, warum er so viel arbeite und helfe, sagte er: „Ich will so sein wie Gott.“ Der Vater antwortete: „Wenn du so sein willst wie Gott, dann geh in die Kirche und Bete viel.“
Von da an ging der Junge jeden Tag in die Kirche und betete sehr, sehr 
Viel. Als der Pfarrer einmal fragte, warum er jeden Tag in die Kirche kam und Betete, anstatt mit seinen Freunden zu spielen. Da sagte der Junge: „ich möchte so sein wie Gott.“ Das beeindruckte den Pfarrer und er sagte: „Meinst du nicht, dich etwas übernommen zu haben?“ Daraufhin verneinte der Junge und der Pfarrer sagte: „Dann begebe dich in die Natur, meditiere und schütze die Pflanzen.“

Also ging der Junge in den Wald und setzte sich neben die Bäume. Als er so Meditierte, sprach der Baum in seinen Gedanken zu ihm. ,Na, Kleiner, was machst du hier?‘ ,Ich möchte so sein wie Gott.‘ Doch der Baum schickte ihn zu den Tieren. Die Tiere im Wald waren neugierig, was der Junge denn von ihnen wollte. Sie ließen ihn und so kümmerte sich der Junge eine ganze Weile um die Tiere. Da fragte ein Hase: „Was ist dein Ziel, Kleiner Mann?“ Der Junge sagte: „Ich möchte wie Gott werden.“ Der Hase sagte: „Dann fang bei deiner Familie An. Sie brauchen dich am ehesten.“

Der Junge ging voll der Ratschläge des Hasen Nach Hause und erzählte dem Vater, was er alles erlebt hatte. Der Vater Lachte und sagte: „Dann geh ins Bett, es ist schon spät genug.“ Traurig, dass Der Vater ihm nicht glaubte, ging der Junge zu Bett. In seinem Traum erschien ihm Jesus und Jesus sagte: Du wirst niemals so wie Gott sein. Du bist jedoch reinen Herzens. Ziehe durch die Welt und Verbreite den Frieden Gottes. Und das tat der Junge.

Er zog durch die Welt und verteilte die Geschichten der Bibel und den Frieden Gottes und wurde, als er starb, in den Himmel aufgenommen und wurde einer der Engel Gottes und fand Frieden. 

Selma Lagerlöf im Advent

Am Wochenende feierten wir den 70. Geburtstag meiner Mutter. Ihr eigentlicher Geburtstag liegt zwar schon zwei Monate zurück, aber wie es so ist, sollte dieser "runde" Geburtstag mit einer größeren Feier gewürdigt werden. Nun stammt meine Mutter aus einem kinderreichen Haus und hat heute noch 10 Geschwister. Diese haben natürlich wiederum Kinder und Kindeskinder (gerne ein "und so weiter einfügen).
Will heißen: Unsere Familie ist sehr groß. Erst recht dann, wenn man noch die Cousins und Cousinen meiner Mutter mit ins Boot holt und es wundert nicht, dass wir zu dieser Feier letzten Endes ein ganzes Hotel belegen mussten um alle Gäste unterzubringen. Der ganze Tag war ein einziges "Hallo" und "weißt Du noch" und die Zeit verging im Fluge. Am nächsten Tag gab es noch ein großes gemeinsames Frühstück und danach machten sich alle wieder auf jeden einzelnen Winkel Deutschlands zurück zu erobern.

Meine Kinder, die den größten Teil dieser Riesenfamilie kaum oder nur flüchtig kennen, freuen sich immer sehr auf diese sehr seltenen familiären Zusammenkünfte. In aller Regel treffen sie in den Kindern meiner Cousins oder Cousinen dort auf Gleichaltrige. Irgendwie zwar fremde Kinder, doch qua des Status "Familie" dennoch unsichtbar vertraut. Ich glaube diese unsichtbare Verbindung "Familie" macht es ihnen leichter sich zu öffnen und innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne eine ad-hoc Freundschaft einzugehen und ebenso wie die Erwachsenen (die sich in der Regel schon lange kennen) eine wirklich gute Zeit zu haben. Diese Selbstverständlichkeit, mit der die Kinder sich dort zusammenfinden hat mich mehrfach schon erstaunt und in mir die Frage aufkommen lassen, ob Familie (und zwar nicht nur die enge, weitere Familie, sondern auch die "weitere" Familie) nicht doch durch dieses "unsichtbare Band" aneinander gebunden oder miteinander verbunden sind. Die Kinder empfinden offensichtlich so etwas, denn die scheinbare Sicherheit dieses familiären Rahmens lässt sie sich nicht nur öffnen, sondern sie entwickeln darüber hinaus auch eine gewisse Neugier.

So hat sich mein älterer Sohn, wohlerzogen wie er ist (übrigens der Verdienst des Vaters :-) ) bei unserer Ankunft auf den Weg durch die Menge gemacht um sich überall vorzustellen. Dabei kam er mit dem Cousin meiner Mutter, einem fast 70 jährigen Ingenieur ins Gespräch. Die beiden teilten sich den Tisch beim Abendessen und unterhielten sich lange, tauschten am Ende die Email-Adressen aus und verabschiedeten sich am Ende des Wochenendes wie zwei alte Freunde. Ich wunderte mich ein wenig über dieses Gespann, freute mich aber andererseits darüber, das mein Sohn insgesamt ein so großes Interesse an der Familie zeigte. Meine Nachfragen allerdings, worüber man sich unterhalten hatte wurden mit einem "alte Geschichten" lapidar abgetan. Inzwischen weiß ich aber, was die beiden verabredet hatten.

Am Montag traf eine Email für meine Kinder ein, gesendet von ebenjenem Cousin meiner Mutter und es ging um folgenden Umstand:
Die Ur-Ur-Großmutter meiner Kinder, geboren 1875, las den Kindern der Familie in der Adventszeit am Abend besinnliche Geschichten vor. Sie lebte mit meinen Großeltern und meinen Tanten und Onkeln in einem Haus und eines der Kinder, die in den Genuss dieser Geschichten kamen war dementsprechend meine Mutter und auch der beschriebene Cousin, der in diesem Haus viel Zeit verbrachte. Diese Geschichte hatte den Kindern damals wohl sehr gut gefallen und das Vorlesen mit der damaligen Großmutter (meiner Ur-Großmutter, der Ur-Ur-Großmutter meiner Kinder) war immer eine gemeinsame Erinnerung. Nur - die damalige Lieblingsgeschichte war irgendwann Abhanden und in Vergessenheit geraten. Nun aber hatte der Cousin meiner Mutter meinem Sohn von ebenjenen adventlichen Abenden erzählt und auch davon, dass er in alten Familiensachen jene Geschichte wiedergefunden hatte.
Das war der Gegenstand der Unterhaltung meines Sohnes mit dem Cousin meiner Mutter, den mein Sohn bis dato nicht kannte und neben der Geschichte um diese Weihnachtsgeschichten haben wir nun auch die tatsächlichen Geschichten im Haus.
Ich wollte Sie meinen Kindern vorlesen, doch sie wollen damit warten. Auf meine Mutter, die uns in der kommenden Woche einige Tage besuchen kommt. Denn irgendwie, so erfuhr ich es von meinen Kindern, wäre es doch richtiger diese Geschichten von der Großmutter zu hören. So wie die Großmutter sie von Ihrer Großmutter hörte.

Warum ich Euch das Alles erzähle?
Weil ich es schön finde, wenn meine Mutter meinen Kindern diese Geschichte vorlesen wird. Wenn eine Generation übersprungen wurde und nun die Chance besteht, das etwas Altes wieder aufgegriffen wird. Weil ich es schön finde, wen in einer Familie so etwas nicht verloren geht.

Und weil ich Euch anregen wollte diese Geschichte zu lesen. Sie ist gemeinfrei und im Projekt Gutenberg zu finden. Und sie ist am Schönsten, wenn Sie vorgelesen wird. Ihr solltet Euch überlegen, wem ihr sie vorlesen könnt. So verbringt ihr Zeit bei einer schönen Geschichte und wer weiß, vielleicht entsteht bei dem ein oder anderen von Euch eine kleine familiäre Tradition, in der sich Kinder an das Vorlesen in der Adventszeit erinnern und es später auch tun:

Selma Lagerlöf, Christusgeschichten. Kapitel 5: Flucht aus Ägypten