Es ist seid langer Zeit ein Abend, an dem ich meinen Gedanken nachhänge und in alten Sachen stöbere. Bezogen auf mein Onlineleben schaue ich mir meine alten Blogs an und finde die ein oder ander Perle wieder.
Und was mir am meisten auffällt. Am lesenswertesten sind jene Gedanken, die zwar einen aktuellen Ursprung haben, bei denen das Grundproblem aber generischer Natur ist. Zum Beispiel die veränderten Zielsetzungen oder Spielregeln in der Poltitik. Ein über die Jahre hinweg allmählich verschobener Fokus, gefolgt von veränderten Verhaltensweisen. Die Folge: Politik- und Politikerverdrossenheit, das Gefühl als Wähler nicht mehr ernst genommen zu werden und das viel gefährlichere Gefühl nicht mehr im Fokus des Interesses zu stehen.
Erschreckend wie aktuell das noch ist, vor allem wenn man das Thema abstrahiert. Hier geht es ja nicht um Koalitionen, sondern um Interessenvertretung.
Ich bin schon seit Ewigkeiten Internetnutzer, Hardcoresurfer, Onlineshopper, Suchmaschinenquäler und was immer man auch sonst noch an Internetnutzung erwähnen kann. Ich habe Accounts in ziemlich allen sozialen Netzwerken, twittere und habe meinen Blog. Ich habe Webseiten erstellt, habe vier Domains und kenne mich so einigermaßen aus. Ich lese Nachrichten ausschließlich Online, kommunziere per Mail, Voicemail und Videotelefonie. Ich erledige eine Menge Sachen Online, habe meine zahlreichen Internetfähigen Geräte weitestgehend vernetzt, bin online mit PC, Netbook, TablePc und Smartphone und gehöre sicher zu denen die man gemeinhin als Netizen bezeichnet. Daher auch mein Interesse an Blogs und Netznachrichten und Netzpolitik.
Und was ist die Folge davon?
Ich konsumiere Unmengen an Informationen, die sich fein säuberlich in meinem Hirn vernetzen und ablagern, hätte alle Möglichkeiten um davon in meinen Netzwerken und vor allem in meinem Blog zu profitieren und kann mic dennoch gar nicht mehr entscheiden, worüber ich hier schreiben soll. Politik? - Momentan zu bescheuert! Wirtschaft? Politik hoch 2! Internet? - Wird alles schon hundertfach kolportiert! Netzpolitik? - Zu viele Diskussionen von der falschen Seite her betrachtet. Einfach meist am Thema vorbei! Social Media? - Dumpfbacken oder Hypeabhängige! Entweder nix verstanden oder alles so unfassbar toll und wichtig!
Aber was ist passiert?
Es scheint so zu sein, das eine übermäßige Beschäftigung mit einem Thema eben nicht dazu führt, darüber kommunizieren zu können. Entweder man hat schon Alles gelesen oder man hat Angst sich eine Blöße zu geben. Die Themenvielfalt erschlägt und es gibt keinen Fokus mehr. Zu was soll ich mich entscheiden? Woran muss ich denken und was muss ich vermeiden? Bis all die zu bedenkenden Dinge bedacht worden sind ist das Thema schon nicht mehr interessant.
Will heißen . im eigenen Kopf geschieht das Gleiche wie in den Medien. Es wird eine Sau nach deer anderen durch das Dorf getrieben. Bloss das ich als Person meine Verbalergüsse dann lieber runterschlucke, als mich in die lange Reihe derer zu begeben, die eigetlich gar nicht wissen worüber sie schreiben sollen und dann eben über das Schreiben, worüber die andern auch schreiben. Denn das worüber die anderen schreiben ist ja wohl das, was zur Zeit interessant ist.
Gefehlt - denn wenn ich mich daran erinnere, wann und was ich gerne gebloggt habe, was mir wichtig war, dann sind das auch diejenigen Beiträge, die mir die meisten Reaktionen eingebracht haben. Da ergaben sich dann kontroverse Unterhaltungen, gab es positives Feedback und auch mal eine schallende Klatsche, wenn man sich sponta zu was hinreißen ließ. Das entscheidende aber war - ich habe aus eigenem Interesse geschrieben. Für mich. Meine eigene Meinung einfach niedergeschrieben.
Und da muss ich wieder hin. Denn wozu betreibe ich den ganzen Aufwand mit Hard- und Software? Damit ich es habe und dann nix mehr damit anfange? Nö.
Vor einem Jahr habe ich mir einen neuen Fernseher, HD- Satellitenreceiver, dann Heimkino und Boxen und mit der Zeit den ganzen Multimediaquatsch angeschafft. Und was habe ich im Laufe der Zeit alles entdeckt?
1.) Der Fernseher hat Softwaremäßig einen Media-Server an Bord. Der war aber nicht freigeschaltet. Das exakt gleiche Modell für hundert Euro mehr und die Software funktioniert. Ich habe selbstverständlich Google befragt und siehe da ...
2.) Satelittenreceiver hat eine USB- Buchse, die hatte aber keine Funktion, noch nicht mal Strom. Jetzt nach einem Jahr zieht der Receiver ein Softwareupdate und siehe da, seit heiute kann ich ein Laufwerk anschließen und den Receiver als Recorder benutzen.
3.) Heimkino hat nur komische Anschlüsse, müsste man also Systemboxen verwenden? Nö! Gibt schließliich für Alles ein Adapter.
4.) Alles verkabelt und mit dem PC verbunden und siehe da, komplett multimediatauglich mit allem PiPaPo!!!
Da frage ich mich, was soll das? Wieso verbaut man heutzutage überall Funktionen, die irgendwie dann doch nicht gehen, aber mit ein wenig Geduld dann doch funktionieren???
Die Zielgruppen die sich für verschiedene Techniken interessieren, kaufen heutzutage eh nicht mehr ohne Google und Co. ein. Mit entsprechender Geduld spart man so einige Euro ein und zweifelt andererseits bei den Herstellern an jeglicher Glaubwürdigkeit. Denn wie soll mir denn noch irgendein Preis plausibel, geschweige denn fair erscheinen, wenn man es sich auf Seiten der Hersteller so einfach macht und glaubt, man könne mich veräppeln? So zumindest komme ich mir vor. Veräppelt.
Aber es gibt auch Hersteller, da ist wirklich genau das drin, was drauf steht. Und die haben bei mir einen guten Stand. Von denen kaufe ich nämlich immer wieder. Die anderen nur, wenn ich das Gefühl habe, das ich sie veräppeln kann. Was allerdings mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden ist.
Da könnten die Hersteller doch mal drüber nachdenken. Oder ich?
Muss mal über Nokia meckern. Da hat man schon so ein Handy mit dem man alles mögliche machen kann, aber die sinnvolle Option, dass Datenroaming abschalten zu können ist in dem Teil nicht verbaut. Für einen Grenzlandbewohner ganz schön ärgerlich. Abhilfe schafft nur eine kostenpflichtige App. Es braucht sich bei solchen Dämlichkeiten niemand zu wundern, das Nokia so ganz allmählich den Bach runter geht. Ich weine denen jedenfalls keine Träne nach!
Nach dem Länderspiel Deutschland gegen Kasachstan war Bastian Schweinsteiger empört über die Pfiffe des Publikums in der zweiten Halbzeit. Auch andere Spieler wunderten sich, allerdings zurückhaltender. Am Tag darauf las ich in der Presse diverse Mutmaßungen darüber, warum das Publikum gepfiffen habe. Da war zum Beispiel vom (Erfolgs-)Verwöhntem Publikum die Rede.
Dem möchte ich etwas entgegen setzen.
Ich bin nun deutlich mehr als doppelt so alt, schaue Fußball so lange ich denken kann und habe selbst die Hälfte meines Lebens (o.k. etwas weniger als die Hälfte, so alt bin ich schon!) gekickt. In dieser meiner Fußballlebenszeit habe ich mir auch immer die Spiele der Nationalmannschaft angesehen. Es gab gute, und es gab schlechte Zeiten. Zur Zeit leben wir in besseren Zeiten. Aber rundum begeisterungswürdiger Fußball sieht anders aus. Ich freue mich darüber, das ich mich seit einigen Jahren nicht mehr schäme, wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt. Mehr noch würde ich mich aber freuen, wenn ich bei den Spielen der Nationalmannschaft Leidenschaft und Begeisterung spüren würde. Und zwar nicht nur bei den großen Turnieren. Da fehlt mir einfach eine gewisse Konstanz in der Begeisterung der Spieler. Ein bisschen mehr Borussia wäre schön.
Das Länderspiel in Kaiserslautern habe ich im Stadion verfolgt. In Begleitung meiner sehr fußballbegeisterten Söhne (8+6). Ein Riesenspektakel für so junge Kicker: Die Kulisse im Stadion, die Idole auf dem Rasen, die erste Stadionwurst. 47849 Zuschauer mit zurecht hohen Erwartungen an ein klares Ergebnis und nach bereits drei Minuten sah es so aus, als ob man was zu sehen bekäme. Erste Halbzeit war auch gut, die Kinder restlos begeistert.
Und nun zu Herrn Schweinsteiger: 47849 Menschen nehmen zum Teil einen sehr weiten Weg auf sich, zahlen nicht wenig für die Eintrittskarte, freuen sich auf ein schönes Erlebnis und dann? Zweite Halbzeit ...
Mein kleiner Sohn sagte: "Das ist langweilig!" Und er hatte recht. Und mir brach genau da das Herz. Warum hat der junge Mann mit seiner aufrichtigen Begeisterung für diese Spieler da unten diese Enttäuschung verdient? Ein einzigartiges Erlebnis war der Stadionbesuch für ihn dennoch, aber eben mit einem Wehrmutstropfen. Eine Nationalmannschaft, die keine Lust hatte, die sich den Ball querschob und keine Anzeichen zeigte, mal was zu riskieren, wobei riskieren bei diesem Gegener ein nahezu albernes Wort ist (Entschuldigung Kasachstan, aber das wirkte nicht wirklich so, als ob da was hätte passieren können).
Und als mein Sohn sagte es langweile ihn, da habe ich, der eigentlich nichts von Pfiffen im Stadion hält, - gepfiffen! Und zwar laut und deutlich. Und ja - es war eine Unmutsbekundung! Aber eines war es eben auch - Herr Schweinsteiger - es war eine Aufforderung sich mehr zu bemühen. Schade, das Sie das nicht verstanden haben sondern lieber beleidigt sind. Sollte ich mit meinen Söhnen mal wieder bei ihnen im Stadion sein, und sie halten es nicht für nötig sich mehr zu bemühen, dann hören Sie genau hin. Dieser grelle, sehr lang gezogene Pfiff, der ist von mir. Das ist dann die Bitte an Sie, meine Söhne nicht zu enttäuschen, das haben die beiden nicht verdient. Das sind nämlich zwei prächtige junge Männer und von ganzem Herzen Fußballspieler.