... ob wir so weiter machen wollen wie bisher, so dass die AfD in ein Parlament nach dem anderen einziehen kann, oder ob wir uns alle wieder poltitisch engagieren, wählen gehen, diskutieren, argumentieren und jeder wieder mitmischt.
Zu Hause sitzen, zusehen und vor sich hin grummeln bringt nichts.
Raus aus dem Haus! Raus aus dem schön eingerichteten Leben mit den drei Affen.
Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten viel Zeit mit einer Petition gegen zwei marode Atomkraftwerke verbracht. Das war eine sehr spannende und lehrreiche Zeit, in der ich viel gelernt habe:
Darüber, wie Demokratie funktioniert und dass es sich trotz aller Unkenrufe immer noch lohnt, sich politisch zu interessieren und sich zu engagieren. Über mich selbst, meine Einstellungen und Verhaltensweisen zu den Themen Politik, Wirtschaft und Umwelt. Über die Sehnsucht der Menschen nach Verbesserungen und der Weiterentwickung unserer Gesellschaft. Über Gerechtigkeit und Abwägung von Interessen und darüber, ob wir als Gesellschaft aus unserer Vergangenheit gelernt haben und einiges andere mehr.
Mein Fazit? Wir hängen mit unseren Diskussionen trotz aller Erfahrungen immer noch zu sehr in der Gegenwart, diskutieren zu oft noch im hier und jetzt anstatt uns ausreichend klar zu machen:
Die Gegenwart ist ein Konstrukt der Vergangenheit. Die Zukunft hingegen sollte ein Konstrukt aus Lernen und Erfahrung sein und nicht bloß eine ferne Gegenwart. Gestaltet wird die Zukunft nämlich nicht morgen oder übermorgen, gestalten müssen wir sie bereits heute.
Eigentlich ist heute ein schöner Tag. Ich habe frei, weil wir das Wochenende auf einer Hochzeit verbringen werden. Die Sonne scheint und die Kinder haben ihren letzten Schultag vor den Sommerferien.
Dann stehst Du auf, trinkst eine Tasse Kaffee und nimmst das Handy zur Hand.
Nizza – was zur Hölle ist da in Nizza passiert?
Ich kann das gar nicht glauben. Was man nicht schon alles in seinem Leben an schrecklichen Nachrichten gelesen hat. Aber das haut mich um.
Sofort die Frage – wie geht das? Wie kann ein Mensch über eine Strecke von … Einfach immer weiter und weiter?
Ich bin so fassungslos. Und sprachlos und entsetzt.
Warum denke ich an Mutter und Vater des Täters? Daran, wie glücklich sie wohl waren als dieses Kind die Welt betrat. In all jener Unschuld die nur ein neugeborenes Kind haben kann. Was für eine Freude.
Und wie kann es geschehen, was ist da alles passiert, damit aus dieser Unschuld eine solche enthemmte Tat werden kann?
Ich kann es nicht begreifen. Ich kann es nicht verstehen.
Ich sende allen Opfern, Ihren Familien und Freunden und allen Betroffenen mein Mitgefühl.
Großbritanien hat sich entschieden und das mit einer denkbar knappen Entscheidung vor allem gemessen an der Tragweite, die weit über das Land hinausweist.
Ganz Europa und besonders Europas Presse verfallen in Schnappatmung und es wird munter spekuliert und geraten, was diese Entscheidung nun eigentlich bedeuten und bewirken kann.
Egal was passiert - es ist verheerend.
Denn diese vermeintlich demokratische Entscheidung entblösst die Schwächen der Demokratie:
Die Wahlanalysen zeigen - die Alten versauen den Jungen die Zukunft (sollte Euch übrigens bekannt vorkommen). Eine Entscheidung, die so sehr in die Zukunft vewrweist wird von jenen getroffen, die diese Zukunft am wenigsten noch erleben dürfen (müssen).
Hier wäre ganz klar darüber nachzudenken, ob nicht durch gewisse Formen der Stimmgewichtung ein Kräfteverhältnis hergestellt werden kann, das genau dies verhindert - das ungleiche Bevölkerungsgruppen ein Land spalten und Formen von Ungerechtigkeit schaffen, für die sie selbst nicht (mehr) gerade stehen müssen. Das einfach mal so als Denkanstoss.
Der zweite Denkanstoss:
Sollte man nicht darüber nachdenken, für Entscheidungen solcher Tragweite eine Wahlpflicht einzuführen und darüber hinaus eine Quote festzulegen, bei der die Entscheidung im Sinne des Begehrens akzeptiert wird? Jetzt stehen sich zwei nahezu gleich große Lager gegenüber und werden mit der Entscheidung leben müssen. Ein gespaltenes Land und die Folgen dessen sind ebenfalls noch nicht absehbar (Wird am Ende England ganz allleine da stehen? Was machen Schottland und Irland?).
Tatsache ist - dieses Referendum ist keine klare Entscheidung - müsste es aber sein. Meines Erachtens müsste man hier über andere Regeln nachdenken.