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Kommentar zum Rücktritt des Bundespräsidenten

Zum ersten mal in der Geschichte der Bundesrepublik ist ein Bundespräsident vom Amt zurückgetreten. Alleine dadurch hat Herr Köhler einen erheblichen Aufmerksamkeitswert erzielt und wird womöglich für diesen Rücktritt dem politischen Gedächtnis lange in Erinnerung bleiben. Vielleicht sogar länger als es ansonsten der Fall gewesen wäre.

Ebenso bemerkenswert finde ich allerdings seine Begründung. Die Kritik an seinen offensichtlich missverständlichen Äußerungen aus Afghanistan habe das Amt des Bundespräsidenten beschädigt. Und hier kommen mir als einfachem Mann erhebliche Zweifel.

In meinem Verständnis kann das Amt des Bundespräsidenten nicht durch Kritik an ebendiesem Amt beschädigt werden. Kritik ist entweder berechtigt, dann hätte der Amtsinhaber das Amt beschädigt. Oder Kritik ist unberechtigt. Dann beschädigt ebendiese höchstens denjenigen, der diese Kritik äußert. Zwischen diesen Polen gibt es natürlich noch weitere Formen das höchste politische Amt zu kommentieren und gegebenen falls den Amtsträger in Misskredit zu bringen. Das Amt als solches sehe ich auch dann nicht in Gefahr. In meinen Augen hat Herr Köhler hier ein wenig die Grenze zwischen Amt und Person verwischt und sich als sehr dünnhäuig erwiesen. Das Amt beschädigt wurde entweder durch sein Schweigen. Anstatt das Missverständnis um seine Äußerungen aufzuklären schwieg er. Und anstatt dem Bundespräsidenten beizupflichten, bzw. im zur Seite zu stehen, versteckten sich CDU und FDP. Das ist vielleicht die Beschädigung des Amtes. Den Mann, der als Bundespräsident ein zweites mal mit Unterstützung vor Allem der CDU und FDP gewählt wurde hat man im Regen stehen gelassen. Diese Unterlassung, die mangelnde Unterstützung bei der Aufklärung des "Missverständnisses" ist ausgeblieben. Der Bundespräsident isoliert. Und deswegen der Rücktritt?

Horst Köhler wollte und sollte ein Präsident des Volkes sein. Mich hat er in den menschlicheren Momenten astärker berührt, in den drängenden politischen Fragen unserer Zeit hatte ich zu fast keinem Zeitpunkt das Gefühl, er spräche auch für mich. Das er nun zurücktritt ist für mich ein untrügliches Zeichen, das mein Gefühl, Horst Köhler sei nicht nah genug an den Bürgern, mich nicht getäuscht hat. Die Bürger für die er sprechen sollte, deren Anwalt er sein wollte, hat er nun im Stich gelassen. Für mich greift die Erklärung, das Amt des Bundespräsidenten sei beschädigt worden überhaupt nicht. Ich kritisiere ihn dafür, mir keine stichhaltige Erklärung für diesen Vorwurf zu liefern und bin ihm böse, bis er mich eines besseren belehrt.

Das Wort, Integrität und eine moralische Unangreifbarkeit sind die schärfsten Waffen und zugleich die einzigen Mittel die dem Bundespräsidenten zur Verfügung stehen. In dieser Hinsicht hat Herr Köhler Fragen offen gelassen. Vielleicht ist sein Rücktritt daher keine schlechte Idee. Sollte das Amt des Bundespräsidenten beschädigt worden sein, dann geschah das in meinen Augen durch den Rücktritt von Horst Köhler.

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