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Eine(n) Lanz(e) brechen

Eine Online-Petition zur Absetzung eines Moderators hat es bisher nicht gegeben und das es nun eine Online-Petition gibt, die die Absetzung von Markus Lanz fordert ist etwas völlig Neues und für den ein oder anderen Beobachter etwas unerhörtes. Unangenehm stösst mir dabei die Rolle von Spiegel-Online auf, die sich zunächst mit einer unnachahmlichen Selbstherrlichkeit am Lanz-Bashing beteiligen, um dann die Rolle des Lanz-Verteidigers zu übernehmen. Klar haben dort unterschiedliche Redakteure unterschiedliche Meinungen und man kann das getrost als Vielfalt in der Berichterstattung betitulieren. Aber ganz sauber ist das nicht.

Umso schöner, das eben auch dort Georg Diez den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Denn abstrahiert man die Diskussion um Markus Lanz ein wenig, dann geht es eben nicht um Markus Lanz, sondern um die Art wie das ZDF und auch andere öffentlich-rechtliche Sender Fernsehen machen. Und das unter ganz besonderen Prämissen, die ganz besondere Anforderungen implizieren, denen man nicht gerecht wird: Man hat einen "Auftrag" und mit eben diesem Auftrag wird die Finanzierung durch die Öffentlichkeit gerechtfertigt. So weit, so gut und ehrlich gesagt stimme ich dem zu. Ich zahle meine Gebühren tatsächlich gerne, wenn ...

Ja wenn. (Hier bitte eine sinnvolle Begründung für GEZ und Co. eintragen. Das kann jeder selbst definieren und Gründe für den Gebührenfinanzierten Rundfunk zu finden ist nicht schwer).

Aber um es noch einmal deutlich zu sagen: Im öffentlich rechtlichen Fernsehen geht es nicht darum, das man die freie Entscheidung hat, das anzusehen. Das man quasi mit der Fernbedienung abstimmt, ob man eine Sendung sieht - oder eben auch nicht. So funktioniert es nur mit den Privat-Sendern, denn diese können machen, was sie wollen. Dort zahle ich mit  Aufmerksamkeit. Das ist die Währung, mit der man dort sein Geld verdient. Da geht es tatsächlich nur um Einschaltquoten und um die Preise, die man dementsprechend für seine Werbung erzielt. Das ist ein ganz einfaches und eigentlich sehr transparentes Geschäftsmodell: Wenn meine Sendungen vielen Menschen gefallen und viele Menschen zusehen, dann verdiene ich eben mehr Geld mit Werbung. Das ist sehr schlicht, aber transparent auch für den Zuschauer. Und genauso funktioniert es: Wenn mir das Dschungelcamp nicht gefällt, dann schaue ich es nicht an - Basta.

Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist diese Argumentation aber ebenso schlicht - und falsch. Dort erhält man sein Geld aus den Gebühren der Beitragszahler. Dort hat man einen mehr oder weniger klar definierten Auftrag. Und daraus ergeben sich zahlreiche Verpflichtungen hinsichtlich der Art, der Menge und besonders hinsichtlich der Qualität der Berichterstattung. Und an Markus Lanz hat sich nun in einer neuen und besonderen Art und Weise der Zorn der Zuschauer entzündet. An Markus Lanz, aber besonders an den Sendern. Hier bricht sich die Unzufriedenheit eine Bahn. Die Unzufriedenheit über die Bräsigkeit und die Selbstherrlichkeit der öffentlich-Rechtlichen Sender und besonders mit dem ZDF. Markus Lanz ist nur ein Symptom. Er ist eine der vielen Pestbeulen, die das innerlich erkrankte System nach außen sichtbar machen. Da nehmen nun die Zuschauer Abstand und die Therapie selbst in die Hand. Man muss sich eigentlich wundern, das das nicht bereits früher geschehen ist. Denn wer sich "demokratisch" finanzieren lässt, muss auch damit rechnen, das "demokratisch" mit ihm umgegangen wird.

Markus Lanz tut mir leid. Er hat als Person diese Reaktionen in dieser Deutlichkeit wahrscheinlich nicht verdient. Er wird jetzt zum Sündenbock für eine verfehlte Programmpolitik des ZDF. Ich wünsche mir daher nur Eines: Das die Verantwortlichen des Senders in sich gehen, sich diese ganze Geschichte einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen und die richtigen Schlüsse ziehen. Nämlich das man, wenn man ein öffentlich-rechtlicher Sender ist, den Programmauftrag nicht als immerwährende Berechtigung für ein "Weiter-So" hernimmt, sondern sich anstrengt der besonderen Verantwortung, die sich aus dem Konstrukt öffentlich-rechtliches Fernsehen ergibt, endlich ernst zu nehmen.