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Farewell

Was wenn die Welt sich einfach dreht?

Einfach weiterdreht?

Als ob nicht dagewesen, sich einfach weiterdreht?

Dann schau in die Natur.

Schau Bäume an und Wurzeln.

Und denk daran dass nichts gedeiht was keinen Halt und keinen Anker hat.

Die Welt dreht weiter, immer weiter.

Wie gut das es da Wurzeln gibt und Halt.

 

Danke Red!

Komm an mein Herz

Ich sitze fassungslos vor meinem Bildschirm und schaue mir eine Fotostrecke mit Bilder der ertrinkenden Menschen vor der griechischen Insel Lesbos an.

Das sind so viele Menschen, die um ihr Leben kämpfen, schon lange darum kämpfen und nun kurz bevor sie das Europa erreichen, von dem Sie Sicherheit erhoffen, kämpfen sie wieder. Um ihr Leben. Um das nackte Überleben.

Ich sehe Bilder von Rettungsschwimmern, die kleine Kinder aus dem Wasser retten. Fassungslos die Gesichter der Rettungsschwimmer. Entsetzen, nackte Angst und Panik auf den Gesichtern der Kinder.

Auf einem weiteren Bild sitzt eine Frau. Sie ist dort um zu helfen. Nun sitzt sie da und weint. Sie hält ein totes Kleinkind im Arm. Es ist nicht ihres, aber sie weint um dieses Kind.

Wer weint noch um dieses Kind? Wo ist die Familie, die Eltern, die Mutter. Sind sie auch ertrunken? Suchen sie ihr Kind? Wie verzweifelt werden sie sein? Werden sie am Ende denken die Flucht war ein Fehler? Ein Fehler die eine Verzweiflung gegen die andere zu tauschen? Wobei doch das Eine eine Hoffnung war.

Wie verlassen sind diese Menschen? Die Geflohenen und auch die, die ihnen dort in den rauen Wellen zur Seite stehen? Dort ist so viel Menschlichkeit, sowohl in dieser Tiefen Verzweiflung als auch in der Hingabe und Selbstverständlichkeit, mit der diese Männer und Frauen ins Wasser gehen um die Ertrinkenden zu retten.

Lesbos ist weit weg. Diese Krisen sind weit weg. Aber dieses Elend ist ganz nah. Man muss nur diese Bilder anschauen und die Gefühle zulassen die diese Bilder an uns herantragen. Diese Gefühle, die wir doch in uns tragen?

Ich schaue mir ein paar Bilder von meinen Söhnen an. Und ich stelle mir ganz feste vor wie diese wunderschönen kleinen Menschen im Wasser kämpfen. Nach ihrer Mutter schreien und ihrem Vater, der ihnen nicht helfen kann.

Ich quäle mich damit und mir laufen Tränen die Wange herunter. Das zweite Mal. Das erste Mal als ich die Fotostrecke ansah.

Ich möchte mich so quälen. Es ist nicht nötig, aber ich möchte es. Ich will damit dieses Mitgefühl in mir wachhalten mit den Geflohenen, die so viel mehr verloren haben als ich es mit vorstellen kann. Ich will nicht abstumpfen und besonders möchte ich nie so sein wie Die.

Die - die nur von Zahlen reden.

Die - die nur von den Schwierigkeiten reden.

Die - die eigentlich nur an sich denken und Dinge durcheinander diskutieren, die hier keinen Platz und keine Berechtigung haben.

Die - die Zäune bauen wollen.

Die - die von den Sorgen und Ängsten der Bevölkerung reden, aber eigentlich nur meinen, dass sie diese Ausländer, diese Fremden, die Andersgläubigen nicht wollen. Einfach nicht wollen.

Ich möchte diese Menschlichkeit der Tragödie, jeder einzelner Person dieser Tragödie spüren und teilhaben und mitfühlen. Und ich möchte dieses tote Kind in den Arm nehmen und es trösten und mich entschuldigen. Ich würde gerne von diesem Kind Abschied nehmen, weil es wohl das Einzige wäre was ich noch für es tun könnte. Ihm wünschen, dass nun alles Gut ist und das es gehen kann ohne vergessen zu werden.

Ich schaue noch einmal die Bilderstrecke an und dann ein paar Fotos von meinen Söhnen. Ich gehe durch mein Haus und meinen Garten.

Wir werden uns heute mit Freunden treffen und gemeinsam kochen und essen. Wir werden Wein trinken und unsere Kinder werden miteinander spielen.

Und ich werde das Bild von dem ertrunkenen Kind mitnehmen. Es fest in mein Herz schließen und ich werde nicht aufhören denen zu zürnen und denen zu widersprechen.

Denen, die nicht einfach erst mal einfach das tun, was zu tun ist obwohl sie dazu in der Lage sind.

Lasst die Menschen nicht ertrinken. Nicht im Wasser des Mittelmeeres, nicht in den Sorgen und Ängsten zu Hause, nicht in den Wellen des Hasses, nicht an den Schleusen der Grenzen.

Seid wie diese Rettungsschwimmer auf Lesbos. Ein Sprung ins kalte Wasser - um den Rest kümmern wir uns später.

 

Die Fotostrecke findet ihr hier: Drama in der Ägäis

Quo Vadis Zeitung

Die Interessen wechseln im Laufe der Zeit. Mal beschäftigt man sich mit diesem, mal mit jenem. Bei mir stehen zur Zeit noch einmal die Medien und ganz besonders die Zeitung im Mittelpunkt meines Interesses. Ich informiere mich gerne über die Entwicklung der Zeitungen und besonders der Tageszeitungen in Deutschland und nachdem ich kürzlich noch einmal mit der Nase drauf gestoßen wurde, habe ich mich erneut etwas intensiver mit dem Thema befasst.

Und siehe da – etwas das sich bei mir als diffuses Gefühl oder eher als Ahnung eingeschlichen hatte, fand ich weitestgehend bestätigt, als ich via Twitter auf eine Studie der Friedrich Ebert Stiftung gestoßen bin. Die im Netz geführten Diskussionen über die Konkurrenz zwischen “Internet” und “Tageszeitung” ließ bei mir immer ein schales Gefühl aufkommen.
Früh´schon dachte ich, dass diese Diskussion am eigentlichen Kern des Problems vorbeigeht. denn wer wie ich quasi seit Anbeginn des Internets dabei ist konnte sich nur wundern, wenn in den Diskussionen um die Zukunft der Zeitung so oft und so viel über die Aktualität von Informationen, über die Auswahl von Informationen, über die Art der Aufbereitung von Informationen nachgedacht wurde.
Oftmals im Fokus (und das auch zu Recht) besonders der Leserschwund in jungen Zielgruppen. Will heißen, die Leserschaft in den Tageszeitungen überaltert. Und ähnlich wie bei mancher gesellschaftlichen Debatte, hecheln die Tageszeitungen dieser verbliebenen Leserschaft hinterher, gerade so wie der Gesetzgeber und die Parteien darauf bedacht sind, die ältere Wählerschaft nicht zu verärgern, die ja, zumindest vorübergehend, wohl die größere Zahl von (“wählen gehenden”) Wählern darstellt.

Und hier habe ich regelmäßig das Gefühl, dass die Tageszeitungen zwar vieles erkannt haben und sich beispielsweise sehr um die Jugend bemühen (in Form von Leseprogrammen für Schüler und Auszubildende), aber dennoch am Kern des Problems vorbeiagieren.
Sie verändern sich inhaltlich zu wenig. Zu sehr bleiben die Tageszeitungen immer noch dem Gedanken verhaftet, ihre zentrale Aufgabe sei die der tagesaktuellen Information und der tagesaktuellen Einordnung von Geschehnissen auf unserer Welt. Dies als Schwerpunkt der täglichen Arbeit zu betrachten können aber meiner Meinung nach die wenigen, wirklich großen und überregionalen Tageszeitungen leisten. Kleinere regionale oder auch “überregionale” Tageszeitungen können dies nicht und sollten dies auch nicht.
Mir schwebt hier eine andere Form von Zeitung vor. Hier wünsche ich mir eine Tageszeitung, die ihre Aktualität der Berichterstattung viel stärker in der Herstellung von Zusammenhängen und in der Erläuterung hat.

Was genau bedeutet eigentlich dieser Länderfinanzausgleich? Welche Bedeutung hat er für mein Bundesland und meine Region?

Wie genau bin ich betroffen von der Maut? Wohne ich in einem Grenzgebiet, ist die Berichterstattung mit dem zarten Hinweis auf eventuelle wirtschaftliche Folgen zu oberflächlich.

Wieso, warum muss die Feuerwehr in XY jetzt ein neues Auto bekommen? Wie genau ist der Brand- und Katastrophenschutz in Deutschland, in den Bundesländern und bei mir vor Ort organisiert? Wer ist da eigentlich zuständig? Die Feuerwehr kommt dich schließlich immer – oder?

Wer sind denn im meiner Region die politischen Köpfe? Warum kenne ich zwar die Namen und die Parteizugehörigkeit, aber nicht die genauen politischen Vorstellungen? Diese Personen und ihr Handeln sind doch für mich mitunter bedeutsamer als die Bundespolitik?

Wenn man beginnt darüber nachzudenken, lassen sich viele Beispiele bringen, bei denen auch Bundeshandeln und regionales Handeln sehr stark miteinander verknüpft sind, aber in der regionalen Berichterstattung doch recht wenig vorkommen. Wie viele Brüchen genau, und welche sind denn von der Sparpolitik und der damit einhergehenden Vernachlässigung unserer Infrastruktur betroffen?
Wie hoch ist denn der tatsächliche Investitionsstau in unseren Schulen vor Ort.
Wie ist es denn um die Bemühungen um die ärztliche Versorgung auf dem Land bestellt? Das dieses Problem bekannt ist und man sich um Lösungen bemüht wird berichtet, aber eine vertiefende Betrachtung, die vielleicht nicht nur aufklärt, sondern zum Mitdenken und Mithandeln auffordert, erlebe ich in unserer regionalen Zeitung nicht.

Es lassen sich hier unzählige Beispiele aufführen, was berichtet und was nicht berichtet wird. Worum es mir aber geht und was ich mir als durchaus erfolgreiches Konzept vorstellen könnte wäre eine kontinuierliche Berichterstattung über Hintergründe. Sozusagen Wissens- und Aufklärungsreihen über Themen, welche vor Ort bedeutsam sind. Vor diesem Hintergrund dann machen die Tagesaktuellen Meldungen viel mehr Sinn und auch die vorhandenen Bemühungen der Tageszeitungen um diese “Einordnung” vielen dann auf fruchtbareren Boden. Kleine “Extra”-Boxen mit kurzen Erläuterungen am Ende eines Artikels reichen nicht aus, um Zusammenhänge herzustellen. Hier ist eher eine kontinuierliche Aufklärung gerne auch im Sinne von politischer Bildung gefragt.

 

Schön wäre es, wenn Zeitungen nicht nur fragen würden wie man die Zeitung denn so findet und was man denn in der Tageszeitung lesen möchte. Viel interessanter wäre es mit den Lesern – und vor allen Dingen den Nicht-Lesern in einen Entwicklungsprozess einzutreten, der kreativ und mit Experimentierfreude an der Gestaltung einer Zeitung mit echtem Mehrwert eintritt.
An einem solchen Prozess würde ich mich gerne beteiligen.