Meine Söhne sind 12 und 10 Jahre alt.
Als sie noch jünger waren habe ich mitunter während unserer Autofahrten das Radio leise gedreht oder gar ganz ausgeschaltet während die Nachrichten liefen. Warum ich das getan habe, habe ich hier beschrieben.
Inzwischen ist eine ganze Weile vergangen und nachdem die Söhne nun Fernsehen, eigenständig Radio hören oder auch im Internet unterwegs sind, ist es nicht mehr so einfach, sie vor schlechten Nachrichten zu schützen. Und es ist auch gar nicht wünschenswert, denn sie sollen ja ein eigenes Bild von unserer Welt entwickeln und sind inzwischen eben auch schlau genug um das zu tun.
Sie hören diese Nachrichten, sehen diese Nachrichten und erfahren vermutlich auch auf anderen Wegen davon. Da kann und will man als Vater nicht mehr derjenige sein, der das Radio oder was auch immer abdreht.
Ich versuche eigentlich immer, die Reaktionen meiner Söhne auf die Nachrichten zu sehen und zu erkennen. Zu verstehen, ob da jetzt Fragezeichen über ihren Köpfen auftauchen. Ob sie sich wundern oder gar Sorgen machen. Ob sie verstehen, was sie da sehen und hören – und das ist eben oftmals nicht der Fall.
Im Großen und Ganzen halte ich mich für einen Vater, der diesen Fragen standhält. Der sie erklären und aufklären kann. Der aber auch zugibt, wenn Fragen offen bleiben müssen, wenn es keine Erklärung und keinen Rat gibt.
Es wird immer schwieriger. Es ist so viel Dummheit in der Welt, so viel sinnlose Gewalt – egal ob gegen Mensch, Tier, Natur oder Kultur. Der Anteil dessen, was man den Kindern erklären kann wird gefühlt immer kleiner, je klüger sie werden.
Die Vereinfachungen und Weglassungen, die früher funktionierten, sie kann man nicht mehr anwenden. Weitläufiges Ausholen in Zeit und Geschichte wiederum funktioniert nur eingeschränkt. Es widerspricht ihren einfachen und ehrlichen, weil immer noch kindlichen Gefühlen. Sie spüren sehr wohl, was falsch ist und genau dieses Gefühl entzieht sich der Rationalisierung und Erläuterung. Sie tun, was Kinder in solchen Situationen zu Recht tun – tun müssen. Sie zweifeln an den Erwachsenen und an der Fähigkeit der Erwachsenen das zu tun, was leicht und unzweifelhaft als Richtig erkannt werden muss.
Sie wissen und spüren auf eine ganz reine und kindliche Art, dass alle Menschen gleich sind, Alle das recht auf ein unversehrtes, möglichst unbeschwertes Leben haben und das es kein Argument auf dieser Welt gibt, das Gewalt jeglicher Art gegen jegliches Ding standhaft verteidigen könnte.
Und am Ende spüren sie jene Ohnmacht, dass dieses Wissen und dieses Gefühl nichts nutzt. Das die Erwachsenen tatsächlich nicht in der Lage sind, die einfachsten Wahrheiten angemessen in ihrem Handeln zu berücksichtigen.
Und genau dies wird immer schwieriger zu erklären. Es wird immer unmöglicher. Ist unmöglich.