Helfende Hände schlägt man nicht
Keine Gewalt gegen Einsatzkräfte!
Hier beziehe ich ganz klar Stellung und sage - Helfende Hände schlägt man nicht!
Wie so viele andere auch bin ich entsetzt, wenn ich Berichte lesen muss, in denen Rettungskräfte der Hilfsorganisationen angegriffen werden oder Einsatzkräfte der Polizei.
Dies ist beileibe kein neues Phänomen, ganz sicher kein temporäres Problem nur an Silvester und ganz sicher nicht ein Problem, das ausschließlich bestimmte Bevölkerungsgruppen als Verursacher hat.
Und genau hier habe ich in den derzeitigen Diskussionen um die eskalierte Situation an Silvester große Schwierigkeiten und große Bauchschmerzen.
Nicht nur in Berlin hat es Übergriffe, bzw. Angriffe gegeben, sondern auch in Bayern oder anderswo. Berlin steht hier aus diversen Gründen besonders im Fokus, denn dort:
- gab es offensichtlich die zahlenmäßig meisten Angriffe
- steht eine Hauptstadt immer im Fokus
- ist Berlin in politischen Fragen ohnehin immer "diskussionswürdig"
- stehen in Berlin Wahlen an (sic!)
Da gibt es also viele Gründe jetzt mit dem Zeigefinger auf Berlin zu zeigen und böse Zungen könnten behaupten, dass es recht praktisch ist, jetzt diese Ereignisse passend zum eigenen Gusto instrumentalisieren zu können.
Und zwar lässt es sich instrumentalisieren für die Nachwahl/Neuwahl, es lässt sich instrumentalisieren für Bundespolitik, es lässt sich instrumentalisieren für alles mögliche - auch für das Herabbrechen der Ereignisse für eine Debatte, in der sich trefflich Stimmungen (und Stimmen?) einsammeln lassen.
Und diese Debatte überschattet - und das stinkt mir aus vielen Gründen gewaltig - das, worüber wir eigentlich reden sollten, wenn es um Gewalt gegen Rettungskräfte und gegen Einsatzkräfte geht
Gewalt gegen Rettungskräfte können wir überall und jederzeit beobachten. Da werden Menschen die helfen wollen angespuckt, geschlagen, beschimpft, angefahren, beworfen, angegriffen, attackiert, behindert und sogar während ihrer Einsätze bestohlen. Die Täter sind Rentner, Autofahrer, aufgebrachte Angehörige, Gaffer die nicht gaffen dürfen, Betrunkene, Bekiffte, Arbeiter, Angestellte, Akademiker - diese Menschen die Rettungskräfte angreifen sind ALLES - aber in keinster Weise eine homogene Gruppe!
Das es in Berlin augenscheinlich bestimmte Personengruppen waren die häufiger genannt werden darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass dort eben auch andere Personengruppen aggressiv gegen Rettungskräfte vorgegangen sind. Wir dürfen es als Mitglieder der Hilfsorganisationen nicht zulassen, dass hier simple Schuldzuweisungen eine Diskussion kapern, die auf einer anderen Ebene geführt werden müssen, weil sich sonst die Diskussion entfremdet und wir als Mitglieder der Hilfsorganisationen am Ende ohne sinnstiftende Erkenntnis und ohne hilfreiche Ideen aus dieser Diskussion dann nämlich als Verlierer hervorgehen werden: es wird sich an der Situation dass wir angegriffen werden dann nichts ändern.
Wie oben bereits angerissen - es gibt vielfältige Erscheinungsformen von Gewalt gegen Rettungskräfte, es gibt diverse Gelegenheiten bei denen das passiert und es gibt zahllose Orte und ebenso zahllose, sehr unterschiedliche Menschen, die Gewalt ausüben gegen Rettungskräfte.
Noch einmal - wir dürfen uns das Thema nicht wegnehmen lassen von Menschen, die damit vielleicht andere Interessen verbinden (auch nicht, wenn es doch "gut gemeint" ist). Gewalt gegen Rettungskräfte geht UNS an, die Aktiven der Feuerwehren, der weißen Schiene, der blauen Schiene. Wir haben ein Recht darauf, dass dieses Thema ohne parteipolitischen Spiele, ohne "voreingestellte Sündenböcke", ohne polemisierenden Pauschalismus diskutiert wird. Wir haben ein Recht darauf, dass dieses Thema eine Dauerthema ist und nicht nur dann, wenn etwas "publikumswirksames" geschieht, wie es nun offensichtlich in Berlin wohl war. Nicht die mediale Verwertbarkeit oder die politische Verwertbarkeit darf hier eine Rolle spielen, sondern wir haben ein Recht darauf, dass dieses Thema
- kontinuierlich
- unabhängig
- ergebnisoffen
- wissenschaftlich
beobachtet und ergründet wird. Wir haben ein Recht darauf, weil diese Erkenntnisse uns dann schützen werden. Und zwar nicht nur an Silvester oder bei anderen singulären Gegebenheiten, sondern IMMER.
Denn wir sind #immerda - aber wer ist für uns immer da?
Bei mir hinterlässt die derzeitig geführte Diskussion ein ganz schales Gefühl, verunsichert mich und macht mich in Teilen sogar wütend.
Und ich möchte diesen etwas längeren Text (der eigentlich noch viel länger sein sollte) mit einer weiteren Frage dann endgültig beenden und möchte euch wirklich darum bitten, diese Frage ernst zu nehmen, darüber nachzudenken und diese Frage für weitergehendes Nachdenken zu nutzen.
In meinem Text geht es um Gewalt gegen Rettungskräfte und Einsatzkräfte und um die derzeitige Diskussion darüber, die ganz offensichtlich von den Silvesterereignissen der Hauptstadt geprägt ist.
Welches Wort, welche Bezeichnung habe ich überhaupt nicht genutzt um über Gewalt gegen Rettungskräfte und gegen Einsatzkräfte zu sprechen, obwohl es in dieser derzeitigen Diskussion mit am häufigsten genutzt wird?
#immerda #wirlebenfeuerwehr #helfendehändeschlägtmannicht
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