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Wahlnachlese

Ein Wochenende voller Nachrichten über die Wahlerfolge der AfD.
Überhaupt scheint es in der Politik gerade nur um die AfD zu gehen. Gewiss ist das ein wichtiges Thema und zwangsläufig stellt man sich bei genauerer Beschäftigung mit dieser Partei die Frage, warum Menschen eine Partei wählen, die genau das Gegenteil von dem tun möchte, was für diese Wähler gut und richtig wäre.

Protest ist da eine Erklärung und die Wahlanalysen scheinen es zu bestätigen. Die AfD wird in erster Linie gewählt, um es “denen” mal zu zeigen.
Da hat sich eine Menge Frust angestaut und so werden die Wähler auch gerne beschrieben: als “frustrierte” oder “besorgte” Bürger. In Bausch und Bogen wird diesen Menschen abgesprochen, reflektiert oder gar klug zu handeln und nicht selten ist in diesen Analysen eine verächtlicher Unterton zu spüren.

Auch ich neige dazu, weil ich es nicht akzeptieren möchte, das diese vielen AfD-Wähler gegen die eigene Vernunft wählen.

Aber tun sie das wirklich? Ist es nicht vielleicht doch legitim, seinem Unmut, seiner Verzweiflung endlich einmal Luft zu machen?

Viele Jahre neoliberaler Wirtschaftspolitik haben dazu geführt, das Verteilung von Vermögen in Deutschland nicht mehr im Sinne der sozialen Marktwirtschaft funktioniert. Die Kluft zwischen “arm” und “reich”, wachsende Ungleichheit, Harz4 und Arbeitslosigkeit, Banken und Eurokrise – es ist alles hinlänglich beschrieben.

Was aber nicht beantwortet wurde in all diesen Fragen und Diskussionen:
Warum werden trotz aller treffenden Analysen und Beschreibungen der Ungleichheiten auf dieser Welt die Dinge einfach so fortgeführt? Wo sind sie geblieben, diejenigen, die es mit Chancengleichheit, Bildungsgleichheit, Gleichheit der Lebensbedingungen ernst meinen?

Auf der Linken Seite muss man diese Frage gar am lautesten stellen.

Warum soll eine immer kleiner werdende und ohnehin nur als Gedankenkonstrukt dienende Mitte eigentlich der Maßstab für Politik sein? Ist es aufgrund der immer zu erwartenden Durchsetzungsverluste nicht ohnehin so, das man die ärmeren, das ärmere Drittel zum Maßstab für eine soziale Politik erheben sollte?

Und wer sollte das tun?

Mir erschließt es sich einfach nicht, dass man die Notwendigkeit einer Aufholjagd in der gesellschaftlichen Teilhabe für immer größer werdende Bevölkerungsschichten nicht erhören möchte.

Und wer sollte es den Menschen verübeln, wenn Sie nach Hilfe und Erlösung schreien?

Wenn man den falschen Weg, den sich die Verzweiflung und die Wut bahnen verhindern möchte, dann wird es Zeit dafür zu sorgen, dass die Menschen wieder ernst genommen werden.
Die Zeit der falschen Notwendigkeiten, die Zeit der Angst vor der Globalisierung sollte vorbei sein.
Mit Mut und Kreativität, vor allem aber mit einem Gesellschaftsbild, das wieder die Mehrheit der Bevölkerung statt die Mehrheit des Kapitals in den Blick nimmt, sollte das leicht gelingen.

Sozial wird es Links der Mitte. Dort gehört eine Partei hin, die unaufgeregt aber ernsthaft die Menschen in den Blick nimmt. Parteiprogramme in der Sprache der Werbeagenturen sind out.

Es wird Zeit für Haltung und Menschlichkeit.

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